Hurra, endlich hat es geschneit!
Heute Nacht hat Frau Holle endlich ihre Tuchenten – das ist kein Geflügel – ausgebeutelt und fast 3 cm Schnee auf die Erde schweben lassen. Die Bäume, Sträucher, Wiesen, Häuser und Zäune sind wie mit Watte überzogen. Millionen glitzernder Kristalle bedecken die Erde auf zauberhafte Weise.
Um halb acht ist die Dämmerung so weit fortgeschritten, dass sich das vollautomatische Türl unseres Hendlstalls fast lautlos öffnet. Ein neuer Tag bricht an.
Gewöhnlich marschieren am Morgen alle Hendln im Hendlmarsch, eins nach dem anderen, aus dem Stall und begrüßen den Tag mit einem ersten Frühstück am Futterautomaten.
Doch diesmal: ratloses leises Gegacker, unschlüssiges Gemurmel, ungläubiges Glucksen – so etwas hatten meine Hendln noch nie gesehen. Alles war weiß. Keines konnte sicher sein, dass dieser weiße Teppich auch trägt, oder man in ihm untergeht. Die Pepi nahm sich ein Herz und streckte einen Fuß von der Hühnerleiter auf den Teppich und zog ihn rasch wieder zurück. Saukalt ist das auch, keppelte sie empört auf ihre Kolleginnen ein. Das ist ja wirklich unerhört, ereiferten sich die anderen Mädels.
Da musste ich einschreiten. Mit gutem Zureden beförderte ich mit sanftem Druck ein Hendl nach dem anderen aus dem Stall, direkt in den weißen Teppich hinein. Unter Protestgegacker, nach ein paar Hüpfern und Flügelschlägen landeten sie verdutzt im Schnee.
Da erst merkten sie, dass man darin stehen und gehen konnte, dass alles schön weich ist, dass es gar nicht so kalt ist und völlig ungefährlich zu sein scheint. Und der Futtertrog war auch nicht weit weg. Das Frühstück ist ja doch eine der wichtigsten Mahlzeiten am Tag. Meine Hendln hatten etwas fürs Leben gelernt.
Tipp: Wenn einmal mehr Schnee liegt, habe ich meinen Damen einige Wege frei geschaufelt, vor allem vom Stall zum Futterautomaten und Wasserspender, was sie dankbar angenommen haben. Im Tiefschnee fühlen sich unsere Hendln tatsächlich nicht sehr wohl.